Privatsphäre-Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website Cookies, die für den Betrieb der Webseite notwendig sind und deshalb auch nicht abgewählt werden können. Wenn Sie wissen möchten, welche Cookies das sind, finden Sie diese einzeln in unserer Datenschutzerklärung aufgelistet.

Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

Historie

  • 1926 wurde unser Freibad in Schlangen als erste Badeanstalt einer lippischen Dorfgemeinde eröffnet. Auf dem Foto sehen Sie die damalige Beckenansicht mit den 1928 erbauten Sprungbrettern im Hintergrund.
  • 1938 wurde das Freibad modernisiert und auf Wettkampfmaßnahme umgebaut. Das heute noch bestehende Hauptgebäude wurde 1951 errichtet
  • Seine heutige Form hat das Schwimmbecken seit dem Jahr 1976, nachdem es zwei Jahre lang komplett neu gebaut wurde und dadurch geschlossen blieb.

Impressionen


14. Mai 1977

Ansprache des Bürgermeisters zur Wiedereröffnung des Freibades in Schlangen am 14. Mai 1977

Auch ich sage: "Endlich ist es soweit", wie es der "Gemeindebote" in seiner letzten Ausgabe förmlich ausrief.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Jugend!

Zur heutigen Wiedereröffnung unseres modernisierten Freibades begrüße ich Sie recht herzlich. Ich möchte an dieser Stelle einen kurzen geschichtlichen Rückblick auf den Werdegang dieses Bades geben. Schon im Sommer 1900 wurde ein Antrag eines Bürgers an den Gemeinderat eingebracht, zwecks Bau eines Schwimmteiches. Unter Punkt 1 der Tagesordnung der Ratssitzung vom Oktober 1900 wurde dieser Antrag behandelt. Zur Kostenermittlung setzte man damals eine Kommission ein. Am 16.01.1901 lag der Kostenvoranschlag auf dem Tisch des Rates: 782,26 Mark. Aus finanziellen Gründen lehnten die Ratsherren den Antrag einstimmig ab. Der damalige Antragsteller mußte weiterhin mit seinen Badefreunden Sonntag für Sonntag den Weg zum Habichtswald marschieren, um im sogenannten "Ägäischen Meer" das Schwimmen zu erlernen. Der große Brand im Jahre 1904 ließ die Anlage eines Schwimmteiches längst vergessen. Jede Arbeitskraft und jede Mark wurden zum Wiederaufbau der über 80 vernichteten Gebäude dringend gebraucht.

Der eiserne Wille der Turner schaffte es, dass 1910 eine Vereinshalle in Eigenleistung gebaut wurde. Nach dem ersten Krieg, zur Zeit des Gemeindevorstehers Heinrich Ellerbrok, entstand widerrum durch Selbsthilfe der Sportler der Sportplatz Rennekamp, auf dem 1922 das Gauturnfest gefeiert werden konnte. Ein Zeichen, welch eine Sportbegeisterung auch damals in dieser Gemeinde herrschte. Bedenkt man, dass viele Männer als Wanderarbeiter außerhalb weilten.

1923 ernannte man erneut eine Kommission unter Vorsitz von Adolf Schmidt, um den Bau einer Badeanstalt, wie es jetzt genannt wurde, zu planen. Zunächst gingen die Herren der Standortfrage auf den "Grund". Entweder in der Ochsenwiese, dort, wo heute die Petrijünger des Angelsportvereins einen Fischteich anlegen, oder im "Lehm". Die Entscheidung viel zugunsten der Mergelkuhle im "Lehm", also der heutige Platz. Die Begründung war die bessere Wasserqualität und die geschützte Lage. Der Nachteil allerdings: das Grundstück mußte angekauft werden. Im Jahre 1924 wurde der erste Spatenstich gemacht, wobei das mit dem Spatenstich ganz wörtlich zu verstehen ist. Abend für Abend fanden sich die Vereinsmitglieder der Turner, der Fußballer und der Sänger zu freiwilliger Arbeitsleistung ein. Im Winterhalbjahr verlegte man sich für den guten Zweck mehr auf das Geldverdienen. Veranstaltungen wurden zugunsten der Badeanstalt durchgeführt, der Erlös stopfte eine erhebliche Lücke in der Baukasse. Ende des Jahres 1925 waren die Arbeiten soweit gediehen, dass das Werk als vollendet betrachtet werden konnte. Zur Inbetriebnahme war die Jahreszeit allerdings schon zu weit fortgeschritten.

Am 2. Pfingsttag 1926 war es dann soweit. Als erste lippische Dorfgemeinde konnte Schlangen die Pforten einer Badeanstalt öffnen. Die lippische Landesregierung hatte einen Vertreter entsandt. Die beiden örtlichen Gesangvereine gestalteten die Eröffnungsfeier mit ihren Darbietungen festlich aus. Am Abend wurde das Tanzbein geschwungen. Den ersten Tag haben viele hundert Schlänger miterlebt. Hermann Wolf hatte seinen ersten großen Tag als Bademeister erlebt. Er wird noch oft in Verbindung mit der Badeanstalt erwähnt werden. Die Zahl der Badegäste stieg schnell an. In der Nachbarschaft, wie Bad Lippspringe und Paderborn, kannte man damals derartige Sport- und Erholungseinrichtungen noch nicht. Die günstige Verkehrsverbindung durch die Straßenbahn ließ an den Wochenenden so manchen Badegast anreisen. Die Eintrittsgelder waren eine willkommene Finanzhilfe. Der Paderborner Schwimmverein errichtete später eine eigene Hütte.

Das Jahr der Olympischen Spiele in Deutschland 1936 war sicher ausschlaggebend, dass das Bad 1937 bis 1938 modernisiert und auf internationale Wettkampfmaße umgebaut wurde. Das Schwimmerbecken erhielt eine Länge von 50 Metern, an den Enden baute man jeweils vier massive Startblöcke, zwei Sprungbretter mit der entsprechenden Sprunggrube gehörten mit zum Ausbau. Das Nichtschwimmerbecken trennte man bewusst vom großen Becken, um bei Reinigungsarbeiten den Zeitkarteninhabern immer Bademöglichkeiten zu bieten. Entgegen den schrägliegenden Außenwänden des ersten Beckens erstellte man die Außenwände in senkrechter Bauweise, ebenso legte man den Boden in Stahlbeton an. Die Ausschachtungsarbeiten wurden auch diesmal wieder von Hand ausgeführt. Besonders schwierig erwies sich die Wasserhaltung beim Bau der Sprunggrube, mußte hier Tag und Nach das Grundwasser von starken Männern per Muskelkraft befördert werden. Zur Wasserversorgung legten die Verantwortlichen jener Zeit im Bereich des Forsthauses Eckelau-Tütgenmühle einige Brunnen an. Das Strothewasser wurde nur bei völliger Neubefüllung eingesetzt. Im August 1939 konnte die Einwohnerschaft den Badebetrieb wieder aufnehmen.

Zu Beginn des zweiten großen Krieges konnte das Eingangs- und Kassenhaus fertiggestellt werden. In den ersten Nachkriegsjahren vollendete man das unterbrochene Werk. Die Umkleidekabinen, der Erfrischungsraum und eine Wohnung wurden erstellt. Für die kleinsten Badegäste entstand 1951 das Planschbecken. Die Liegewiesen sind einige Male erweitert worden. Das Bad wurde an die gemeindliche Wasserleitung und an das Kanalnetz angeschlossen, um den Forderungen der Gesundheitsbehörden nachzukommen, denn das Strothewasser durfte nicht mehr eingesetzt werden. Die Gemeinde bohrte an der Zufahrtstraße drei Brunnen.

In all den Jahren hat Hermann Wolf als Bademeister vielen jungen Menschen dieses Raumes die ersten Schwimmübungen gelehrt. Acht staatlich geprüfte Schwimmeister sind durch seine Schule gegangen. Während Hermann Wolf seinen Pflichten im Badebetrieb nachkam, übernahm seine Gattin vielerlei anderer Aufgaben, so zum Beispiel das Kassieren, die Betreuung der Gäste oder die Reinigung. Die Öffnungszeit war in der Hochsaison von 6 bis 21 Uhr an sieben Wochentagen. Auch die frühen Badegäste fanden immer ein sauberes Bad vor.

Der Zahn der Zeit hatte dem Wasserbecken so stark zugesetzt, dass der Badebetrieb 1975 nicht mehr aufgenommen werden konnte. Die Außenwände waren undicht geworden, dadurch entstanden hohe Wasserverluste. Das reichlich zugeführte Frischwasser ließ die Temperatur nicht auf ein erträgliches Maß ansteigen. Der Rat dieser Gemeinde beschloss im September 1975 die Planung für die Sanierung an Herrn Architekt Beining zu vergeben. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Wulle, wurden die Pläne erstellt, entsprechend dem heutigen Stand der Bädertechnik. Das heißt mit Beheizung und Filteranlagen. Zunächst nannte man Baukosten on 650.000 DM. Der Rat der Gemeinde "biss auch an". Was wir heute hier sehen werden, hat einiges mehr an Kosten verursacht. Das Land NRW gab einen Zuschuss von 175.000 DM. Zur Mitfinanzierung entschloss sich die Mehrheit des Rates zum Verkauf der sogenannten "Dorfstannen" im Langental. Die Beckenwände sowie die Sohle, die Sprungtürme, das Planschbecken, ein Teil der Außenanlagen und die Startblöcke wurden erneuert. Ganz neu erstellt worden sind die Räume für die technischen Anlagen. Ebenfalls neu sind die Warmwasserduschen und die Toiletten. die vorhandenen Gebäude wurden gründlich wieder hergerichtet. Viele Tagewerke mussten erbracht werden, um unseren Bürgern die Badefreuden wieder zu ermöglichen.

In der Zukunft werden zwei Schwimmmeister in diesem Bad ihren Dienst tun. Mögen auch die kommenden Generationen in dem nun modernisierten und beheizbarem Schwimmbad ihrem Wassersport huldigen. Mögen sich recht viele junge Menschen den Spruch zu eigen machen, welcher am Eingang zum Bad zu Lesen ist: Jeder Deutsche ein Schwimmer, jder Schwimmer ein Retter!

Ich wünsche uns allen ein gutes Badejahr. Hiermit wird das Schwimmbad Schlangen wiedereröffnet! Die Badesaison 1977 kann beginnen!!!

(Quelle: Auszüge aus "Der Gemeindebote", Heft 53, Herausgeber: Gemeindeverwaltung Schlangen, vom 01. Juni 1977)